… der Auftaktver­anstaltungen des Forschungsprojektes „Steuerungswissen und Handlungsorien­tierung für den Aufbau effektiver inter­disziplinärer Versorgungsnetzwerke für suchtbelastete Familien“

Was sind die spezifischen Unterstützungsbedürfnisse und -bedarfe von suchtbelasteten Familien, um ein gelingendes Zusammenleben und das Wohlergehen der Kinder zu fördern? Welche Strukturen bestehen aktuell und mit welchen Herausforderungen müssen sich Akteure innerhalb dieser Strukturen auseinandersetzen? Welche inhaltlichen Schwerpunkte werden derzeit bei der Arbeit mit der Zielgruppe in verschiedenen Praxisprojekten gesetzt und was sind möglicherweise Indikatoren für ein wirksames und damit erfolgreiches Arbeiten mit diesen spezifischen Familiensystemen?

In den regionalen Auftaktveranstaltungen zum Forschungsprojekt griffen Monika Feist-Ortmanns und Prof. Dr. Michael Macsenaere vom Institut für Kinder- und Jugendhilfe diese und weitere Fragestellungen auf, indem sie zusammen mit lokalen Projektpartner*innen den aktuellen Forschungsstand und bestehende „Best-Practice-Modelle“ vorstellten und diese mit dem Fachpublikum diskutierten. Im Sinne der kooperativen Projektgestaltung konnten die Teilnehmenden der Veranstaltungen ihre Erwartungen an das Forschungsprojekt einbringen und haben so zur Adaption und Erweiterung des Forschungsdesigns beigetragen. Die Tage strukturierten sich dabei wie folgt:

Eröffnung des Forschungsprojekts

Kurzzusammenfassung: Der offizielle Beginn des Forschungsprojektes erfolgte unter Mitwirkung von Frau Bugreev, Referentin im Bundesministerium für Gesundheit, bei der Veranstaltung in Dresden unter Beisein von Detlef Sittel, dem ersten Bürgermeister der Landeshauptstadt und Beigeordneten für Ordnung und Sicherheit. In ihrem Beitrag bekräftigte Frau Bugreev die Notwendigkeit der Forschung und stellte weitere – durch das BMG geförderte Projekte – vor, die sich auf die Versorgungssituation suchtbelasteter Familien beziehen. Aus den Schwerpunktsetzungen der durch das BMG geförderten Projekte ließen sich zentrale Handlungsbedarfe aus Sicht der Bundesregierung innerhalb dieses Themenfeldes gut ablesen:

Auf der operativen Ebene wurden vor allem die Evaluation bzw. Weiterentwicklung von tragfähigen und wirksamen Kooperationsstrukturen sowie Konzepte zur Elternschulung hervorgehoben. Als erfolgsversprechender Ansatzpunkt für die Qualifikation der betroffenen Eltern wird derzeit durch die TU Dresden ein Versorgungspfad für Schwangere evaluiert.

Auf struktureller Ebene werden aktuell durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Bundestages „Kinder psychisch kranker Eltern“ auf Basis einer Ist-Analyse zu den Feldern Recht, Forschung und Gute Praxis u. a. Expertisen dazu angefertigt, inwieweit die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen eine angemessene Versorgung der Zielgruppe ermöglichen. Der Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe wird in diesem Jahr erscheinen.

Präsentation Kinder in suchtbelasteten Familien – Was kann der Bund leisten?

Vorstellung des Projektes

Die Vorstellung des Forschungsprojektes erfolgte in den regionalen Auftaktveranstaltungen durch Monika Feist-Ortmanns und Prof. Dr. Michael Macsenaere.

Projektvorstellung IKJ

Fachvorträge durch die Projektpartner*innen:

Wirkungsevaluation

Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts Chance For Kids

Barbara Förster, Projektreferentin des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln, stellte die Zwischenergebnisse der Evaluation des Projektes Chance for Kids (CfK) vor. Bei CfK handelt es sich um ein Projekt zur Förderung von interdisziplinären Kooperationsstrukturen und Angeboten für psychisch erkrankte/suchtbelastete Eltern und ihre Kinder an insgesamt 21 Projektstandorten.
Das Projekt wurde durch das Institut für Kinder- und Jugendhilfe wissenschaftlich begleitet und hinsichtlich der Wirksamkeit der Hilfen evaluiert.

Allgemein ließen sich sehr positive Wirkungen in folgenden Bereichen feststellen:

  • Verbesserung der Resilienz von Eltern und jungen Menschen
  • Verbesserung der psychischen Gesundheit/Integrität von Eltern und jungen Menschen
  • Verbesserung des familiären Zusammenlebens
  • Verbesserung der Erziehungskompetenz

Im Vergleich zur „Regelversorgung“ schneidet CfK in folgenden Teilbereichen deutlich besser ab:

  • stärkste positive Zusatzwirkungen innerhalb der Dimension Schutz und Versorgung
  • Die Förderung der jungen Menschen gelingt auf nahezu allen Dimensionen besser, insbesondere in den Bereichen Bewältigungsfähigkeiten, sozioemotionale Fähigkeiten, Autonomie“ und „Freizeitaktivitäten„.

Neben den hilfebezogenen Wirkfaktoren ging die Evaluation auch hier auf die Bedeutung und die Herausforderungen von Kooperation für eine adäquate Versorgung der Zielgruppe ein und identifizierte Gelingensbedingungen und Fallstricke.

Wirkungsevaluation im Praxisprojekt Chance for Kids

Gute Praxis

Sucht- und Jugendhilfe unter einem Dach – die Fachklinik Villa Maria

Ihren Vortrag Sucht- und Jugendhilfe unter einem Dach – die Fachklinik Villa Maria begannen Dr. Dirk Kratz, Geschäftsführer des Therapieverbundes Ludwigsmühle, und die Leiterin der Villa Maria, Frau Christiane Haag-Borchers, mit der Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um Kinder in suchtbelasteten Familien adäquat versorgen zu können. Dafür muss/müssen:

  • das gesamte familiäre System in der Umwelt in den Blick genommen werden.
  • die psychosoziale Situation und der Gesundheitszustand der Eltern/des Elternteils verbessert werden, die Eltern-Kind-Beziehung entlastet und verbessert und den Eltern zu einem „gesünderen“ Elternverhalten verholfen werden.
  • den Eltern Kenntnisse über kindliche Bedürfnisse und die normale kindliche Entwicklung, Erziehung und Versorgung vermittelt werden.
  • ein Netzwerk vor Ort zwischen Suchthilfe, Jugendhilfe, Bildungsinstitutionen und anderen relevanten Akteuren aufgebaut werden, ggfs. mit Kooperationsvereinbarungen.

Ausgehend von diesen Thesen wurde die fachliche und strukturelle Organisation der Villa Maria vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine Suchttherapieeinrichtung für Eltern(teile) mit spezialisierten Angeboten für Kinder und Jugendliche, welche sowohl durch Leistungen der Deutschen Rentenversicherung als auch durch SGB VIII-Leistungen finanziert wird.
Die Betonung fiel auf die positiven Effekte dieses Angebots auf die mitbehandelten/betreuten Kinder. Als wichtige Faktoren wurden die Enttabuisierung der Krankheit der Eltern und die emotionale Entlastung der Kinder benannt.
Fachklinik-Villa-Maria Jugend- und Suchthilfe unter einem Dach

Projektvorstellung HiKiDra – Hilfen für Kinder Drogenabhängiger

Jan Rademann vom DIAKO Suchthilfezentrum Kiel stellte in seinem Vortrag das Projekt HiKiDra – Hilfen für Kinder Drogenabhängiger vor. Auch hier wurde ausgehend von Bedarfen der Aufbau des Angebotes beschrieben. Interessant war hier u. a. die Beschreibung der institutionellen Grundhaltung, welche das praktische Handeln bestimmt. Diese fußt auf den folgenden Prinzipien:

  • Übernahme einer Art „Mandatschaft“ für die Kinder
  • Die Rechte und Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt stellen
  • Fremdplatzierung soweit wie möglich verhindern –> Viele Traumata entstehen erst im Anschluss
  • Begleitung sichern –> dadurch Kindesentwicklung nachhaltig mitsteuern
  • Nach der Inobhutnahme das Angebot weiterführen
  • Prävention und Psychoedukation sollte möglichst früh beginnen und kindgerecht zugeschnitten sein

Vorstellung HiKiDra

Die mobile Familiensprechstunde (MoFa) des Notdiensts für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V.

Michael Frommhold, Dr. Bernd Westermann und Constanze Froelich vom Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V. stellten ihre Arbeit mit suchterkrankten Familien vor. Das Problembewusstsein, dass spezialisierte Angebote für suchtbelastete Familien benötigt werden, entstand in Berlin bereits in den 1990er Jahren, weil sukzessive weniger Kinder substituierter Eltern(teile) fremduntergebracht wurden. Aus dieser Kursänderung hinsichtlich der Kindesentnahmen kamen Herausforderungen für Mitarbeiter*innen der Drogenhilfe auf, welche mit dem Aufbau verschiedener Angebote für die Zielgruppe und der Entwicklung bereichsübergreifender Kooperationsstrukturen beantwortet wurden.

Ein zentraler Aspekt der Arbeit dieses Notdienstes sind Schulungsangebote für Mitarbeiter*innen der Freien und Öffentlichen Jugendhilfe sowie aus dem Gesundheits- und Bildungswesen. Zentrales Ziel ist die Vermittlung von spezifischem Wissen zu den besonderen Bedarfen der Versorgung suchtbelasteter Familien. Darüber hinaus wurde ein begleitendes Konzept für alle Klientinnen und Klienten mit Kindern entwickelt, die psychosoziale Betreuung im Rahmen einer Substitutionsbehandlung erhalten. Dieses Konzept basiert auf der Informiertheit aller beteiligten Personen im Hilfeverbund und auf Grundlage gemeinsam definierter Prozessabläufe, wie bspw. regelmäßiger Fallaustausch der handelnden Personen.

Präsentation Notdienst Berlin


prop e.V. – Verein für Prävention, Jugendhilfe und Suchttherapie in München

Marco Stürmer vom prop e.V., dem Verein für Prävention, Jugendhilfe und Suchttherapie in München, berichtete in seinem Vortrag über die Ergebnisse und Empfehlungen aus dem [schulterschluss}-Projekt in Bayern. Im Rahmen dieses Projektes wurden Kooperationsseminare entwickelt, die u. a. die Optimierung und Initiierung kommunaler Netzwerke zur Versorgung suchtbelasteter Familien zum Gegenstand hatten und während der Laufzeit evaluiert wurden (vgl. [schulterschluss]-Abschlussbericht, München 2019).

Auf Grundlage der Ergebnisse des [schulterschluss]-Projektes formulierte Marco Stürmer drei Empfehlungen, um die Versorgungssituation suchtbelasteter Familien zu verbessern:

  • Es braucht Möglichkeiten und Raum für den fachlichen Austausch zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe
    • Austausch schafft Transparenz und Vertrauen
    • Komplexe fachliche Anforderungen können durch Bündelungen der Kompetenzen beider Arbeitsfelder bewältigt werden
    • Kenntnisse der verschiedenen Hilfesysteme werden so verbessert
  • Es braucht eine Kommunikationsplattform, ein regionales Netzwerk und Schlüsselpersonen
    • Ein regionales Netzwerk verbessert die Erreichbarkeit der Zielgruppe
    • Schlüsselpersonen müssen Verantwortung für das Netzwerk übernehmen
    • Vernetzung ist zeit- und ressourcenaufwändig –> Keine Finanzierung
  • Es braucht eine spezifische Ausrichtung der bestehenden Versorgungsstrukturen von Jugend- und Suchthilfe an den besonderen Bedarfen von suchtbelasteten Familien
    • Aufbau spezifischer, vernetzter Unterstützungsstrukturen auf Basis der regionalen Hilfeangebote
    • Handlungsleitende Frage: Wie gelingt es, die Kinder und ihre Familien in den Blick zu nehmen und Hilfen so abzustimmen, dass ein unterstützendes Netzwerk entstehen kann?

Schulterschluss Präsentation

Strukturbedingungen

Münchener Hilfenetzwerke für Kinder und ihr suchtkranken Eltern

Matthias Laub, Koordinator der Münchner Hilfenetzwerke vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, stellte in seinem Vortrag mit dem Titel Münchner Hilfenetzwerke für Kinder und ihre suchtkranken Eltern die Genese eines bereits etablierten Hilfeverbundes dar. Auch hier wird die Bedeutung von sowohl fallbezogener als auch strukturbezogener Kooperation hervorgehoben.

Als Erfolgsbausteine stellen sich folgende Punkte heraus:

  • Gemeinsame Ziele, gemeinsame Haltungen, gemeinsame Sprache
  • Mut, sich auf Neues einzulassen (Ambiguitätstoleranz)
  • Bereitschaft zu Perspektivenwechseln
  • Vertrauen in und durch die Kooperationspartner*innen
  • Eine Win-Win-Situation für alle Partner*innen schaffen
  • Ressourcen für Netzwerk- und Kontaktpflege

Präsentation der Münchener Hilfenetzwerke

Strukturelle (fallübergreifende) Vernetzung der Hilfesysteme für suchtbelastete Familien aus Perspektive der Dresdner Akteure

In ihrem Vortrag Strukturelle (fallübergreifende) Vernetzung der Hilfesysteme für suchtbelastete Familien aus Perspektive der Dresdner Akteure beschrieb Dr. Kristin Ferse eindrücklich das Vorgehen bei der Entwicklung einer mit allen Akteuren des Hilfesystems abgestimmten Handlungsorientierung. Der Ablauf ist in der Präsentation detailliert hinsichtlich des Vorgehens, der Zielsetzung sowie der Hemmnisse nachzuvollziehen und bietet so eine hilfreiche Orientierung für Kommunen, die einen ähnlichen Prozess initiieren möchten.

Strukturelle-Fallübergreifende-Vernetzung-der-Hilfesyteme-suchtbelastete-Familien-aus-Perspektive-der-Dresdner-Akteure

Versorgungssituation suchtbelasteter Familien im Kreis Pinneberg

Dr. Martin Keck, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie beim Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises Pinneberg, präsentierte die Organisation der Versorgung von suchtbelasteten Familien im Landkreis. Spannend war dabei u. a. die Beschreibung des methodischen Vorgehens, durch welche die Kooperation praktisch umgesetzt wird:

Vor Ort werden in multidisziplinären Fokusgruppen Handlungsempfehlungen, das Präventionskonzept des Landkreises sowie der Suchthilfeplan erarbeitet, um jeweils Vertreter*innen aller zentralen Akteure mit in die Steuerungsprozesse einzubeziehen.

Präsentation Kreis Pinneberg

Betroffenenperspektive

Versorgungssituation in Deutschland der Children of Addicts

Henning Mielke von NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V. richtete in seinem Vortrag einen übergeordneten und umfassenden Blick auf die Versorgungssituation von COAs (Children Of Addicts) in ganz Deutschland. Deutlich wurde dabei die regional stark divergierende Versorgungssituation sowie die verhältnismäßig recht geringe Zahl von 242 spezialisierten Angeboten bundesweit für diese Zielgruppe. Gemeinsame Zielsetzung dieser Angebote ist die Resilienzförderung der COAs, welche jedoch innerhalb der einzelnen Projekte mit verschiedenen Schwerpunkten und Methoden umgesetzt wird.

Neben der Bedeutung spezialisierter Angebote sieht Herr Mielke aber vor allem die Regelangebote, wie bspw. KiTas und Schulen, als zentrale Orte, an denen alle Kinder aus suchtbelasteten Familien Stärkung und Rückhalt erleben sollten, da nach wie vor der Großteil der betroffenen Familien den Weg noch nicht ins Hilfesystem findet.

Artikel von Henning Mielke Hilfesystem für COAs in Deutschland

Workshops zu den drei Schwerpunktthemen

1. Die Wirkung interdisziplinärer Hilfegestaltung multiperspektivisch evaluieren

Prof. Dr. Michael Macsenare führte die Teilnehmenden des Workshops in die Methoden und die Chancen der wirkungsorientierten Evaluation multidisziplinär gestalteter Hilfeangebote für die Zielgruppe ein.

IKJ-Folien-zur-Wirkungsmessung

2. Die Betroffenenperspektive als zentraler Wissensbestand zur Qualitätsentwicklung

Die Workshops zur Betroffenenperspektive wurde an den vier Standorten jeweils von unterschiedlichen Vertreter*innen der Kooperationspartner durchgeführ und durch das Institut für Kinder- und Jugendhilfe unterstützt:

Dresden: Simone Külbel – SG Jugend- und Drogenberatungsstelle & Jörg Maxwitat – Radebeuler Sozialprojekte
Kiel: Jan Rademann – HiKiDrA
München: Matthias Laub – Referat für Gesundheit und Umwelt
Landeshauptstadt München
Siegburg: Martina Tödte – Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen Essen e.V. BELLA DONNA

Folgende Ergebnisse wurden zu der Fragestellung, wie die Partizipation der Zielgruppe operationalisiert werden kann, um das Hilfeangebot laufend zu verbessern, zusammengetragen.

Gelingensfaktoren für den erfolgreichen Einbezug der Betroffenenperspektive | Instrumente |

  • Beziehungsaufbau:
    • Echtes Interesse verdeutlichen/keine Scheinbeteiligung
    • Machtgefälle thematisieren und soweit wie möglich aufheben
    • Kontinuität in der Versorgung sicherstellen, um Vertrauen zu schaffen
    • Haltung aufbauen:
      • Wertschätzung: Keine Arbeit mit Schuldgefühlen
      • Eltern und Kinder können Kritik äußern
  • Permanente Informiertheit:
    • Vorteile von Partizipation verdeutlichen
    • Adressatengerechte Sprache entwickeln
    • Über Rechte und Pflichten aufklären
    • Auswirkung/Ergebnisse der Beteiligung deutlich machen
    • Grenzen partizipativer Verfahren deutlich machen
  • Passendes Setting anbieten:
    • Betroffene miteinander ins Gespräch bringen
    • Beharrlichkeit des Helfersystems bewahren –> Klienten nicht fallen lassen
    • Erwartetes Verhalten vorleben –> Zuverlässigkeit, Transparenz, Haltung
    • Bestehende Austausch-Partizipationsformate anbieten und Passung evaluieren/nachbesprechen

Handlungsempfehlungen zur partizipativen Qualitätsentwicklung in den unterschiedlichen Dimensionen

  • Strukturqualität:
    • Vernetzung der Hilfen untereinander auf Basis der geäußerten Bedarfe herstellen
    • Sozialräumlich orientierte, niedrigschwellige Hilfen anbieten, um bereichsübergreifende Kommunikation zu erleichtern
    • Dialogische Präventionsangebote/-formate in Schulen und KiTas anbieten
    • Gegenseitige Qualifizierung der Arbeitsfelder auf Basis der geäußerten Bedarfe anbieten
    • Ausbildung der Fachkräfte in dieser Hinsicht entwickeln und/oder anpassen
    • Perspektivwechsel gelingen sowohl bei den Helfenden als auch bei den Klient*innen
  • Prozessqualität:
    • Prozesse erfolgreich gestalten durch:
      • Klarheit der Prozesse 
      • Transparenz in der Gestaltung der Prozesse
      • Offenheit der Prozesse für Eingaben der Klient*innen und Kinder
      • Gemeinsame Prozessentwicklung durch Kommunikation und Modifikation
      • Wissenszuwachs der Helfenden über Bedürfnislagen der Zielgruppe
    • Verständigung sichern:
      • Adressatengerechte Sprache wählen
      • Dolmetscher der geäußerten Bedarfe gegenüber anderen Akteuren im Hilfesystem
    • Umsetzung der Prozesse:
      • Altersgerechte Interventionen und Angebote
      • Institutionelle Haltung vorgeben à Fachkräfte füllen die Prozesse aus
      • Fachlichkeit absichern à Spezifische Fortbildungsangebote
  • Ergebnisqualität:
    • Familienerhalt:
      • Fremdunterbringung durch offenen, klaren Dialog und gemeinsame Zielvereinbarungen vermeiden
      • Bestehende Ressourcen identifizieren und nutzen
      • Vertrauen in die eigene Kompetenz stärken
    • Kontakterhalt:
      • Klienten wenden sich bei Schwierigkeiten wieder an die Helfer
      • Vereinbarungen werden erinnert und behalten länger Gültigkeit
      • Ängste vor Akteuren des Hilfesystems (bspw. gegenüber dem Jugendamt) nehmen ab
    • Gesundheit der Kinder:
      • Selbstwirksamkeitserleben durch Partizipation fördern
      • Psychische und körperliche Gesundheit der Kinder als wichtigstes Ziel vorgeben

Welche Hindernisse gibt es für erfolgreiche Partizipation?

  • Strukturelle Hindernisse:
    • Begrenzte Ressourcen
    • Wächteramtsfunktion des Jugendamtes
    • Rollen-/Bedürfniskonflikte à doppeltes Mandat
    • Unzureichende Ausbildung der Fachkräfte
  • Prozessbezogene Hindernisse:
    • Schlechte Erfahrungen mit Hilfeverläufen in der Vergangenheit bestimmen aktuelles Handeln
    • Viele Mitarbeiterwechsel erschweren Vertrauensaufbau und kontinuierliche Prozesse
    • Schlechter Wissenstransfer innerhalb der Institutionen und innerhalb der Helfernetzes
  • Ergebnisbezogene Hindernisse: 
    • Erfahrungsmangel der Fachkräfte
    • Schädigungssymptome bei Eltern und Kindern
    • Schuld- und Schamgefühle sorgen für Kontaktabbrüche
3. Strukturbedingungen für die effektive Unterstützung suchtbelasteter Familien identifizieren und implementieren

In den Workshops zu den Strukturbedingungen für den Aufbau von Versorgungsnetzwerken für suchtbelastete Familien wurde folgende Netzwerkkarte der relevanten Akteure erarbeitet: